Spinnerei

Lassen Sie sich in der ehemaligen Baumwollspinnerei in die letzten beiden Jahrhunderte zurück versetzen. Verfolgen Sie hautnah den Spinnprozess von der Baumwollballe zum Garn, auf historischen Spinnmaschinen aus dem 19. und 20. Jahrhundert.

Ausstellung

In der ehemaligen Spinnerei können Sie den vollständigen Baumwoll-Spinnprozess auf historischen Maschinen verfolgen. Wir zeigen Ihnen auf Maschinen aus dem 19. und 20. Jahrhundert wie in mehreren Prozessstufen aus der Rohbaumwolle ein Baumwollgarn entsteht.

Zusätzliche Öffnungstage: Die Museumsspinnerei ist zusätzlich an Dienstagen, nach dem 1. und 3. Sonntag im Monat (von Februar – November) von 09.30- 15.00 Uhr geöffnet.

Spinnerei erleben
Der Spinnprozess „Vom Baumwollballen zum Garn“, wird Sie fesseln, ungeachtet was Sie schon darüber wissen und wie alt oder jung Sie sind. Geniessen Sie dabei die einmalige Atmosphäre des vor bald 200 Jahren vom Textilindustriellen Johann Rudolf Guyer, dem Vater des späteren Eisenbahnpioniers Adolf Guyer-Zeller, erbauten Gebäudes.

Seit 1994 wird auf Spinnmaschinen aus dem letzten und vorletzten Jahrhundert die Garnherstellung praxisnah gezeigt. Die Maschinen beeindrucken durch ihre Funktionstüchtigkeit, die älteste davon ist über 150 Jahre alt. Die Besucher erleben Industriekultur aus der Blütezeit der schweizerischen Textilindustrie.

Gegenwärtig sind in der Museums-Spinnerei 24 Spezialisten auf freiwilliger Basis aktiv. Die Unterhaltsfachleute stellen sicher, dass die zahlreichen Spinnmaschinen betriebsbereit sind und jede Spinnprozessstufe an der laufenden Maschine gezeigt werden kann. Die Führer übernehmen Gruppenführungen und erklären, wenn notwendig auch detailliert, die Geschichte der Schweizer Baumwollspinnerei, die Entwicklung im Bereich der schweizerischen Spinnmaschinenbauer und den Baumwollspinnprozess.

Geschichte

Bedeutung der Baumwollspinnereien in der Schweiz

Die ersten mechanischen Baumwollspinnereien wurden anfangs des 19. Jahrhunderts in Betrieb genommen. Die Baumwollspinnerei im Neuthal (gebaut 1826/27) war schon die 106. Baumwollspinnerei in der Schweiz. 1870 zählte man in der Schweiz 139 Spinnereibetriebe mit total mehr als 2’000’000 Spindeln und 21’000 Spinnereiarbeiterinnen und Spinnereiarbeiter. Heute ist noch eine ganz kleine Baumwollspinnerei im Glarnerland in Betrieb.

Spinnmaschinenbau in der Schweiz – Rieter

Die Maschinenfabrik Rieter in Winterthur ist heute einer der weltweit bedeutendsten Spinnmaschinenbauer für den Bereich Baumwolle und Mischgarne. Rieter wurde 1795 als Handelsfirma für Kolonialwaren und Baumwolle gegründet. 1802 beteiligte sich Rieter an der mechanischen Spinnerei in der Hard bei Wülflingen, blieb aber auch weiterhin im Handelsgeschäft mit Rohbaumwolle und Baumwolltüchern aktiv. 1812 gründete die Familie Rieter die Spinnerei Wildbach in Winterthur mit Maschinen aus England. Dieser ersten Spinnerei folgten Beteiligungen an weiteren Spinnereien.

Die Kontinentalsperre 1806 – 1813 war der Auslöser für den Bau von Spinnmaschinen in der Schweiz. Bereits 1810 hatte die Spinnerei von Escher Wyss & Cie. in Zürich in ihrer Reparaturwerkstätte erstmals Spinnmaschinen hergestellt. Rieter folgte 1828 in Niedertöss mit der Inbetriebnahme einer Spinnerei mit 7‘500 Spindeln. Die Maschinen dafür stammten alle aus den eigenen Werkstätten.

Baumwolle

In der Museums-Spinnerei werden die Baumwollfasern zu Garn verarbeitet. Je nach Herkunft und Sorte weisen die Fasern unterschiedliche Eigenschaften auf. Diese führen zu Qualitätsunterschieden bei den fertigen Garnen, Geweben und Maschenwaren.

Baumwolle wird in Intensivkulturen in subtropischem Klima angebaut. Über den Rohstoff Baumwolle erfahren Sie mehr in unserer Baumwollspinnerei.

In unserem Textillabor finden Sie eine grosse Anzahl Messgeräte und Hilfsmittel, mit denen die Produktionsbetriebe die Eigenschaften der Baumwollfasern, der Zwischenprodukte und das fertige Garn prüfen konnten. Mit fortschreitenden Anforderungen und den technologischen Möglichkeiten entwickelten Fachleute immer raffiniertere Messgeräte.

Spinnerei – Vorwerk

Baumwollballen

Die bis zu 300 kg schweren Baumwollballen gelangten mit einfachen Transportgeräten und Hebewerkzeugen vor die Mischballenöffner. Dort werden bis zu 60 Ballen so aufgereiht, dass von allen Ballen,  Baumwolle auf das Zufuhrband des Mischballenöffners gelegt werden kann.

Putzerei

In der Putzerei werden die Baumwollflocken geöffnet, gereinigt und gemischt. Auf der Doppelschlagmaschine (Batteur) wird ein möglichst gleichmässiges Wattengewicht von ca. 400 g /m² hergestellt, leicht gepresst und aufgewickelt.

Karden

Auf der Karde werden die Baumwollflocken bis zur Einzelfaser aufgelöst, gereinigt, kurze Fasern ausgeschieden, Nissen (Faserverknotungen) aufgelöst oder ausgeschieden. Anschliessend wird das Kardenband gebildet.

Kämmerei-Vorbereitung und Kämmmaschine

Die Kämmerei-Vorbereitung produziert aus ca. 20-24 Kardenbändern die notwendige Vorlage (Wickelwatte) für die Kämmmaschine. Die Kämmmaschine scheidet kurze Fasern aus, reinigt und parallelisiert das Kämmmaschinenband.

Strecke

Auf der Strecke werden 6-8 Bänder zusammengeführt, in der Fachsprache „doubliert“. Dadurch werden die Bänder gemischt, vergleichmässigt und vor allem die Kardenbänder parallelisiert.

Spinnerei – Spinnen und Zwirnen

Vorspinnen – Flyer

Auf dem Flyer, auch Vorgarnspinnmaschine genannt, wird das Streckenband verfeinert und anschliessend mit wenig Drehung leicht verfestigt. Anschliessend wird das Vorgarn aufgewickelt.

Wagenspinner (Selfaktor)

Die Wagenspinnmaschine ist die Weiterentwicklung  der ersten mechanischen Spinnmaschine (Spinning-Jenny). Dabei erfolgt die Drehungserteilung (die Verfestigung) unter gleichzeitigem Verfeinern des Vorgarnes. Dadurch entstehen sehr gleichmässige Garne. Der Spinnprozess ist in zwei Stufen aufgeteilt, zuerst ca. 1.5 m Spinnen und dann das Aufwickeln dieses gesponnenen Garnstücks.

Ringspinnmaschine

Das Vorgarn wird in einem Streckwerk zum Garn verfeinert, mit Drehung verfestigt und gleichzeitig aufgewickelt. Hier findet der Prozess (Spinnen und Aufwickeln) gleichzeitig statt.

Zwirnen

Zwei oder mehrere Garne werden zu einem Zwirn zusammengedreht. Vor allem für strapazierfähige und qualitativ hochwertige Stoffe, aber auch für Nähgarne, sind Zwirne notwendig.

Führungen

Führungen für Gruppen von ca. 10-20 Personen dauern 1 ½ h und behandeln folgende Themen:

Kurze Einführung in die Industriegeschichte des Zürcher Oberlands und des Tösstals.

Informationen über textile Rohmaterialien – Gewinn und Entstehung, Verarbeitung und Verbrauch früher und heute.

Führung durch die Spinnerei und Erklärungen der einzelnen Prozessschritte an den laufenden Maschinen.